von Tom Rückerl

Auf dem aktuellen Coaching-Markt herrscht „Goldgräberstimmung“. Neben dem klassischen „Business-Coaching“ wird mittlerweile jede Dienstleistung, die einen unterstützenden Charakter aufweist, als neue Coaching-Form deklariert: vom „Money-Coaching“ über „Style-Coaching“ und „Beziehungs-Coaching“ bis zum „Wellness-Coaching“. Neben den seriösen Anbietern gibt es eine wachsende Zahl von schwarzen Schafen, die unter dem Etikett „Coaching“ fragwürdige, nutzlose oder sogar schädliche Dienstleistungen anbieten. Der Coaching-Experte Tom Rückerl gibt wertvolle Hinweise, wie die Qualität von Coaches frühzeitig erkannt werden kann.

Die scheinbare Wunderwirkung des Coaching ist in aller Munde – es besteht kein Zweifel: Coaching ist „in“. Doch kann dieses Beziehungsmodell tatsächlich halten, was in den Medien, den Manager-Magazinen und den hochglänzenden Werbebroschüren der Coaching-Institute versprochen wird? Die Antwort ist komplex. Sie lautet: im Prinzip ja – doch in der Praxis entscheidet die Qualität der eingekauften Dienstleistung. Coaching ist nicht gleich Coaching - die Qualitätsunterschiede sind enorm. Und wo Coaching draufsteht, ist nur allzu oft gar kein Coaching drin. Der schnelle Euro lockt – die allgemeine Goldgräberstimmung führt zur Inflation der Coaching-Angebote. Qualitätssicherung ist der entscheidende Faktor für den guten Ruf der gesamten Branche.

Coaching ist ein Erfolgsinstrument. Es bedeutet, andere Menschen erfolgreich zu machen. Seriöses Coaching führt zum „Personal Empowerment“, zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Untersuchungen und Modellen, die aufzeigen, warum die Erfolgs-Chancen erheblich steigen, wenn der Mensch sich dafür entscheidet, Herausforderungen nicht im Alleingang zu bewältigen, sondern im Team, gemeinsam mit einem kompetenten Coach. Ein solcher Coach verfügt über wirksame Werkzeuge, um seinen Klienten darin zu unterstützen, belastende Probleme in motivierende Ziele zu verwandeln - und den Betroffenen dann zu befähigen, die anvisierten Ziele tatsächlich zu erreichen. Das hört sich einfach an – erfordert jedoch eine komplexe Kombination von persönlichen, psychologischen und methodischen Fähigkeiten.

Kompetentes Coaching basiert auf einem psychologischen Werkzeugkoffer, der es ermöglicht, anderen Menschen in kürzester Zeit wirkungsvolle Impulse zu vermitteln. Ein Business-Coach muss fähig sein, das Vertrauen seines Mandanten zu gewinnen; während er systematisch die Rahmenbedingungen der äußeren Situation erfragt und gleichzeitig die damit einhergehenden psychischen Prozesse nachvollzieht. So entsteht das positive Gefühl von Vertrauen, die Seele beginnt sich zu öffnen. Dann gilt es, die aktuellen Probleme zielstrebig anzugehen - durch frische Ideen, nützliche Ressourcen und kreative Konzepte. So entwickelt sich eine praxistaugliche Strategie zur Gestaltung einer motivierenden und zugleich realistischen Zukunft.

In seiner exzellenten Form kann Coaching wahre Wunder bewirken – doch der potentielle Nutzen wird sich nur dann entfalten, wenn der Coach tatsächlich fähig ist, die psychologischen Werkzeuge zielführend einzusetzen. Deshalb sollten Sie, bevor Sie sich für eine Coaching-Beziehung entscheiden, sehr genau prüfen, ob der von Ihnen ausgewählte Coach tatsächlich über das nötige Know-how verfügt. Besondere Fähigkeiten entstehen nur durch kontinuierliche Übung. Wiederholung führt zur Meisterschaft. Im Coaching gelten die gleichen Naturgesetze wie im Sport, in der Musik oder im Handwerk - jeder Experte, der über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt, hat seine Kompetenz erworben, indem er das dafür nötige Training absolviert hat. Coaching-Kompetenz fällt nicht einfach vom Himmel – ein seriöser Coach verfügt über eine fundierte Ausbildung und hat selber einen intensiven Prozess der Persönlichkeitsentwicklung durchlaufen.

Da die Verantwortungsbereiche von Führungspersönlichkeiten immer komplexer und anspruchsvoller werden, wird das Coaching zukünftig eine noch wichtigere Rolle im modernen Business spielen – doch die Realisierung dieses Erfolgsinstrumentes basiert auf hoher Qualität. Um sich vor Scharlatanen und minderwertigen Angeboten zu schützen, sollten Sie die nachfolgenden Qualitätskriterien bei der Auswahl Ihres Coaches berücksichtigen.

Vorsicht ist geboten bei folgenden Angeboten:

Vorsicht: Als Coach getarnte „Lebensberater“

Coaching ist keine Beratung, sondern Hilfe zur Selbsthilfe! Ein kompetenter Berater kann Ihnen immer dann gute Dienste leisten, wenn es um fachliche Themen geht: Steuerberatung, Ernährungsberatung, medizinische Beratung, IT-Beratung, Rechtsberatung – in solchen Bereichen ist es sinnvoll, dem guten Rat eines vertrauenswürdigen und erfahrenen Experten zu folgen. Wenn jedoch Ihre Karriere-Entscheidung, Ihre berufliche Ausrichtung, Ihre Persönlichkeitsentwicklung oder Ihre individuelle Art, Ihr Unternehmen zu führen im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, dann sind Sie selber der beste Experte! Niemand hat die Befugnis, Ihnen zu sagen, wie Sie Ihr Leben gestalten sollen. Ein kompetenter Coach wird Ihnen niemals seine Meinung aufdrängen. Stattdessen wird er Ihnen offene Fragen stellen, die Ihnen helfen, sich über Ihre tatsächlichen Bedürfnisse, Wünsche und Werte bewusst zu werden. Doch er wird sich nicht anmaßen, Ihnen zu sagen, was Sie tun sollen oder was für Sie das Beste ist. Er wird Ihre Meinung interessiert erforschen und diese dann respektieren. Er wird Sie ermutigen, eine nachhaltig gute Entscheidung zu treffen. Vielleicht gibt er Ihnen ein Feedback zu Ihren Ideen – doch die Entscheidung liegt immer bei Ihnen. Sie selbst sind der Experte für Ihre Lebenssituation. Ihr Coach ist lediglich ein Sparringspartner, ein nützlicher Dienstleister, der Ihnen sein methodisches Know-how zur Verfügung stellt. Sie selbst sind und bleiben verantwortlich für alle Ihre Taten. Deshalb sollten Sie prüfen, ob Ihr Coach Sie tatsächlich unterstützt, Ihre eigenen Ziele zu realisieren - oder ob er versucht, Sie zu manipulieren und Ihnen seine Standpunkte, Werte und Meinungen zu verkaufen.

Vorsicht! Seriöses Coaching basiert auf überprüfbaren Erfolgskriterien

„Formulieren Sie attraktive Ziele und überprüfen Sie die erzielten Erfolge anhand konkreter Ziel-Erreichungs-Kriterien!“ Auf dem Coaching-Markt gelten die gleichen Prinzipien wie im Profisport: Verliert der Verein, wird der Coach gefeuert! Ein Business-Coach bezieht seine Daseinsberechtigung aus dem Erfolg seiner Mandanten – es gilt das Win-Win-Prinzip: Werden die gemeinsam formulierten Ziele erreicht, war die Investition in die Zusammenarbeit mit dem Coach rentabel. Doch wenn es nicht gelingt, die gesetzten Ziele zu erreichen, sollten Sie sich nicht scheuen, Ihren Coach damit zu konfrontieren. Professionelles Coaching zeichnet sich durch erkennbare, schnelle und nachhaltige Erfolge aus. Wenn es trotz intensiver Anstrengungen nicht gelingt, die Pläne und Konzepte umzusetzen, wird ein seriöser Coach sein Mandat freiwillig zurückgeben. Vielleicht wird er Ihnen sogar einen Teil des gezahlten Honorars erstatten oder Sie an einen anderen Coach verweisen, der über geeignetere Kompetenzen verfügt, um Sie bei der Zielerreichung wirksam zu unterstützen.

Vorsicht: Coaching darf keine Abhängigkeit erzeugen

Im Coaching gilt ein Ehren-Kodex: „Der Coach strebt danach, sich so schnell wie möglich wieder überflüssig zu machen.“ Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe. Falls Sie feststellen, dass Ihr Coach Sie in eine Abhängigkeit führen will, ist große Vorsicht geboten! Coaching hat den Anspruch, schnell und nachhaltig zu wirken. Falls Ihnen ein Coach langfristige vertragliche Bindungen aufschwatzen will, sollten Sie sich von ihm trennen. Ein seriöser Coach lässt seinem Mandanten alle Freiheiten. Falls er Ihnen ein Coaching-Kontingent anbietet, sollte dies maximal fünf Sitzungen beinhalten; bei offensichtlich schwierigen und komplexen Vorhaben vielleicht auch zehn Sitzungen – doch keinesfalls mehr. Ein kompetenter Coach kann punktgenau, durch einige wenige Sitzungen nachhaltige Wirkung erzielen. Natürlich kann gezieltes Erfolgs-Coaching auch als längerfristiger Prozess angelegt werden – ähnlich wie ein Profisportler über Monate oder gar Jahre mit seinem Coach zusammenarbeitet. Doch erstens sollten sich während einer längeren Zusammenarbeit auch nachweisliche Erfolge zeigen; und zweitens muss der Coaching-Nehmer bei Unzufriedenheit oder anhaltendem Misserfolg die Möglichkeit haben, die Coaching-Beziehung jederzeit zu beenden.

Vorsicht: Überzogene Honorarforderungen und dubiose Verträge

Qualität hat seinen Preis. Da selbst durchschnittliche Handwerker heutzutage eine Arbeits-Stunde mit über 80 Euro und mehr berechnen, ist es nachvollziehbar, dass gut ausgebildete Coaches mit entsprechenden Referenzen für eine Coaching-Stunde 100–200 Euro in Rechnung stellen. Bei echten Coaching-Experten mit langjähriger Erfahrung kann eine Stunde auch 200–300 Euro kosten. Doch wenn dubiose Selbstdarsteller ohne überzeugende Referenzen und ohne klare, prüfbare Erfolgskriterien für ihre Dienstleistung mit überzogenen Honorarforderungen aufwarten, sollten Sie solche Angebote entschieden ablehnen. Der aktuelle Coaching-Boom sorgt dafür, dass es genug Alternativen auf dem Markt gibt. Prüfen Sie hochpreisige Angebote kritisch, indem Sie sich fragen wie viel Ihnen das anvisierte Coaching-Ergebnis tatsächlich wert ist. Natürlich kann das Erreichen eines strategischen Business-Ziels durchaus eine Investition von mehreren Tausend Euro wert sein. Strategische Ziele können einen Coaching-Prozess erfordern, der über mehrere, sinnvoll aufeinander abgestimmte Sitzungen führt. Sie sollten jedoch keinesfalls die Katze im Sack kaufen, indem Sie sich verpflichten, alle nachfolgenden Sitzungen verbindlich zu buchen, sondern zunächst nur einen einzigen Termin vereinbaren. Nur wenn diese erste Sitzung einen eindeutigen Nutzen erzeugt, und Sie dabei ein positives Gefühl zu dem Coach entwickeln, sollten Sie Schritt für Schritt weitere Termine wahrnehmen.

Wie finden Sie Ihren Coach?

Falls Sie mit dem Gedanken spielen, einen Business-Coach zu konsultieren, sollten Sie zunächst prüfen, ob Ihr Arbeitgeber bereit ist, diese berufliche Investition zu tragen. Erkundigen Sie sich in Ihrer Personalabteilung. Immer mehr Unternehmen, sowohl große Konzerne als auch Mittelständler, arbeiten mit erfahrenen Business-Coaches zusammen. Viele Firmen verfügen inzwischen über einen Pool von Coaches für unterschiedliche Themenstellungen, die von den Personalreferenten unter dem Siegel der Vertraulichkeit vermittelt werden. Es gibt eine wachsende Zahl von Managern, die sich regelmäßig coachen lassen, um über aktuelle Themen zu sprechen, Entscheidungen vorzudenken, Zeit-Management und Prioritäten zu überprüfen, Konflikte aufzuarbeiten oder sich auf schwierige Situationen vorzubereiten. Nicht wenige Manager sind davon überzeugt, dass das Realisieren von schwierigen Projekten durch die Zusammenarbeit mit einem Coach weitaus effizienter gestaltet werden kann.

Falls Ihre Personalabteilung Ihnen noch keinen funktionierenden Coaching-Pool anbieten kann, ist es trotzdem möglich, dass für Führungskräfte ein Etat zur Verfügung steht, mit dem Sie sich auf eigene Faust einen kompetenten Coach suchen können. Um zu vermeiden, dass Sie an ein schwarzes Schaf geraten, sollten Sie sich bei der Kontaktaufnahme nach Ausbildungs-Zertifikaten, Verbands-Zugehörigkeit, Berufserfahrung und Referenzen erkundigen. Falls Sie einen positiven Eindruck gewinnen, sollten Sie telefonisch einen ersten Termin vereinbaren. Entscheidend ist, dass Sie sich nach der Coaching-Sitzung besser fühlen als vor der Sitzung. Ihr Coach soll Sie stärken, ermutigen und befähigen. Wenn Sie sich jedoch geschwächt, irritiert oder ängstlich fühlen, sollten Sie nicht zögern, nach einem anderen Coach Ausschau zu halten – es gibt genug Alternativen auf dem Markt. Allerdings sollten Sie sich nicht nur anhand Ihres Gefühls orientieren, sondern auch überprüfen, ob die Konzepte, die Sie im Coaching entwickeln, tatsächlich funktionieren. Eine Strohfeuer-Ermutigung ohne fundierte konzeptionelle Grundlage kann zwar einen kurzen Motivationsschub erzeugen – doch Sie sollten sich fragen, ob dieser Motivationsschub die Investition von Zeit und Geld tatsächlich wert ist?

Von einem seriösen Business-Coach dürfen Sie erwarten, dass er Sie sowohl motiviert als auch konzeptionell unterstützt. Bei der Auswahl Ihres Coaches spielt natürlich auch die persönliche Chemie eine wichtige Rolle. Coaching braucht Vertrauen. Ihr Coach muss in Ihnen das lebendige Gefühl von Vertrauen erwecken. Wenn Sie während der ersten Coaching-Sitzung kein Vertrauen aufbauen können, sollten Sie sich eine Alternative suchen. Einen wirklich engagierten Coach erkennen Sie auch an dem leidenschaftlichen Interesse, mit dem er sich in Ihre Themen hineinfragt. Coaching ist sowohl ein Handwerk als auch eine Kunst. Die handwerklichen Aspekte erlernt man durch gesunden Menschenverstand, Fleiß und Disziplin – durch beständiges Üben. Der künstlerische Aspekt entsteht durch Leidenschaft, Begeisterung und Inspiration. Ein guter Coach sollte einerseits die handwerklichen Aspekte beherrschen und Ihnen eine ordentliche Dienstleistung bieten. Doch die volle Wirksamkeit des Coaching kann sich erst entfalten, wenn der Coach sich mit ganzem Herzen in Ihre Themen einfühlt, Ihre Situation wirklich versteht und seinen kreativen Geist mit echter Leidenschaft auf die bestmögliche Bewältigung der anstehenden Herausforderungen fokussiert.

Vermutlich wird ein viel beschäftigter Business-Coach außerhalb der vereinbarten Termine keinen Kontakt zu Ihnen aufnehmen – obwohl er Ihnen die Möglichkeit einräumen wird, ihn im Krisenfall jederzeit anzurufen. Diese Option gibt Ihnen Sicherheit für Notfälle. Während der gemeinsamen Sitzung steht Ihnen Ihr Coach als kraftvolle Inspiration zur vollen Verfügung. Dabei gilt das Prinzip des Momentum – die gemeinsame Zeit hat eine besonders hohe Qualität und Sie befinden sich in einem inspirierten Zustand von erhöhter Aufmerksamkeit. Viele Coaching-Nehmer berichten davon, dass sie diesen außerordentlich motivierten Zustand anschließend in den Alltag übertragen können, wenn Sie bestimmte Anker betätigen. Psychologisch gesehen befindet sich der Mensch während eines gelungenen Coachings im so genannten „Flow-State“. Dabei werden kreative Kräfte freigesetzt. Das Unbewusste wird geschmeidig und beginnt zu kooperieren. Plötzlich kommen Inhalte ins Bewusstsein, die dort normalerweise nicht hingelangen. Das bedeutet nicht, dass Sie während einer Coaching-Sitzung permanent Glücksgefühle verspüren – im Gegenteil, wenn Sie schwierige, ärgerliche oder angstbesetzte Themen ansprechen, werden vermutlich die dazugehörigen Gefühle in Ihnen auftauchen. Doch entscheidend ist, dass Sie den negativen Gefühlen nicht ausgeliefert sind. Ihr Coach hilft Ihnen, die negativen Gefühle zu transformieren, indem er Kontakt mit nützlichen Ressourcen herstellt. Ein fähiger Coach versteht es, psychische Prozesse zielorientiert zu steuern. Er verfügt über wirkungsvolle Integrations- und Transfer-Strategien – so dass Sie sich am Ende der Sitzung gut gerüstet fühlen und die bearbeiteten Themen im Alltag konsequent angehen können.

Neben den vielfältigen Coaching-Formen auf dem freien Markt gibt es noch einen weiteren interessanten Trend: Business-Coaching wird längst nicht nur von externen Coaches durchgeführt, sondern auch durch die Vorgesetzten im beruflichen Alltag. Über „Coaching als Führungsstil“, also die Möglichkeit, als Chef die eigenen Mitarbeiter zu coachen, finden Sie weitere Beiträge im V.I.E.L Magazin.